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Aon Hewitt HR Newsflash: Lebensversicherungsmarkt
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Lebensversicherungsmarkt

Run-off-Pläne von ERGO und Generali sorgen für Unruhe

Das Thema Run-off in der Lebensversicherung hat in den letzten Wochen große Aufmerksamkeit gefunden, nachdem dieser Begriff im Zusammenhang mit den großen, auch für das Geschäft der betrieblichen Altersversorgung bedeutsamen Gesellschaften ERGO und Generali gefallen ist.

Als Run-off werden die Einstellung des Neugeschäfts sowie der Verkauf bzw. die Abspaltung einer Gesellschaft (oder eines Teilbestandes) verstanden. Im Zusammenhang mit ERGO und Generali wird aber auch von der Möglichkeit eines internen Run-offs gesprochen, bei dem zwar das Neugeschäft komplett eingestellt aber der Bestand nicht verkauft wird. Gemeinsam ist beiden Formen des Run-offs, dass keine neuen Verträge mehr abgeschlossen, sondern nur noch die Altbestände weitergeführt werden.

Mit den gleichen Zielen, mit denen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) den laufenden Geschäftsbetrieb der am deutschen Markt aktiven Lebensversicherer kontrolliert, wacht sie auch über den Verkauf von Versicherungsbeständen. Sie stellt sicher, dass die Interessen der Versicherungsnehmer gewahrt bleiben. Die garantierten Versicherungsleistungen und die bereits fest zugeteilten Überschussanteile sind den Kunden ebenso sicher wie die weitere Gültigkeit der im Versicherungsvertrag bzw. den Bedingungen vereinbarten Regelungen, da es sich um eine Bestandsübertragung (Umwandlung mit Werteerhalt) im Sinne der §§ 13, 14 und 14a VAG handelt. Daher müssen Unternehmen bei einem Run-off ihres Lebensversicherers nicht befürchten, für den Verlust vertraglich garantierter Leistungen aus Direkt- oder Rückdeckungsversicherungen in die Pflicht genommen zu werden. Der Erhalt der Werte ist eine gesetzlich vorgesehene Verpflichtung, die der Käufer zu erfüllen hat. Es liegt eben kein Sicherungsfall im Sinne des § 222 VAG vor, bei dem ein Sicherungsfonds in die Verpflichtungen eintritt. Gleichwohl sollte frühzeitig geprüft werden, welche Lösungen in Betracht kommen, wenn die betriebliche Altersversorgung für neu eingetretene Mitarbeiter oder die Erhöhungen bestehender Zusagen beim bisherigen Versicherer nicht mehr möglich sein werden. Auch wenn die Ansprüche der Versicherungsnehmer abgesichert sind, bleibt abzuwarten, ob die erwünschten Kostenvorteile und Skaleneffekte auf lange Sicht eintreten.

Der Grund, warum Run-off-Bestrebungen zunehmen, ist die seit fast zehn Jahren andauernde Niedrigzinsphase, deren Ende nicht absehbar ist. Dies macht es für einige Versicherer von Jahr zu Jahr schwieriger, die in den Lebensversicherungsverträgen garantierten Zinsen zu erwirtschaften. Der garantierte Höchstrechnungszins der Lebensversicherer ist in den vergangenen fünfzehn Jahren zwar von 4 Prozent auf 0,9 Prozent gesunken; er gilt aber immer nur für neue Verträge. Auf ihre aktuellen Bestände müssen die Lebensversicherer daher noch eine durchschnittliche Garantieverzinsung von rund 3 Prozent erwirtschaften, um ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Und diese Verträge mit hohen Garantiezinsen stellen eine Belastung für die Versicherer dar.

Die Lebensversicherer schränken den Verkauf von klassischen Tarifen mit Garantieverzinsung immer weiter ein. Sie etablieren „neue Garantieprodukte“, die sich mehr auf die endfälligen Leistungen konzentrieren und statt einer Mindestverzinsung nur den Beitragserhalt garantieren. Die weiteren Entwicklungen erfordern eine ständige und intensive Marktbeobachtung.

Unternehmen, die ihren Mitarbeitern eine versicherungsförmige betriebliche Altersversorgung bieten, sollten ihre Regelungen auf den Prüfstand stellen. Die Wahl des langfristig passenden Versicherers und des richtigen Produkts, das die speziellen Belange des Unternehmens abdeckt, wird deutlich anspruchsvoller. Je nach bisherigem Konzept müssen unter Umständen völlig neue Lösungen für die Zukunft gefunden werden. Und dabei ist ein Aspekt nicht zu unterschätzen: Die Umsetzung von Anpassungen in Versorgungswerken – von der Auswahl neuer Anbieter bis hin zur Kommunikation an die Mitarbeiter – erfordert Zeit. Es gilt: Je früher mit den Überlegungen gestartet wird, desto weniger Überraschungen sind zu erwarten.

Sie möchten mehr über die Veränderungen auf dem Lebensversicherungsmarkt und die Auswirkungen auf Ihr Versorgungswerk wissen? Dann sprechen Sie uns an.

Weitere Informationen:
Thorsten Teichmann, [email protected]
Stefan Hillen, [email protected]
Thomas Wiener, [email protected]

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