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„Preise für Sachversicherungen aktiv verringern“

Unternehmen können durch die Gestaltung ihrer Sachversicherungen deutliche Preissenkungen erzielen. „Ganz wichtig ist eine hohe Risikotransparenz“, sagt Ina Straub. Aons Expertin für Sachversicherungen zeigt im Interview konkrete Handlungsfelder auf.

Unwetterschäden steigen. Großbrände sorgen für Schlagzeilen. Unternehmen befürchten, dass die Kosten zur Absicherung solcher Gefahren deutlich steigen und sehen sich gegenüber Versicherern in der Defensive. Halten Sie diese Sorge für berechtigt?

Ina Straub: Ja, absolut. Seit rund 15 Jahren fallen die Preise für Sachversicherungen in Deutschland. Gleichzeitig verknappen sich die Kapazitäten. Die Schadenquoten, also das Verhältnis der Schäden zu den Einnahmen der Versicherer, bewegen sich seit mehr als fünf Jahren deutlich im negativen Bereich. Die Folge: Einige Versicherer geben ihr Geschäft in Deutschland auf, andere konsolidieren sich. Die verbleibenden Gesellschaften wollen für den Versicherungsschutz mehr Geld.

Wie können Unternehmen hier gegensteuern?

Ganz wichtig ist eine hohe Risikotransparenz. Dem Versicherer muss aufgezeigt werden, welche Maßnahmen ergriffen wurden und wie die künftigen Planungen aussehen, um das Anlagevermögen zu schützen. Nur wenn das Unternehmen bereit ist, die tatsächliche Risikosituation darzustellen, können Fehleinschätzungen vermieden werden. Stehen keine oder nur wenige Risikoinformationen zur Verfügung, gehen Versicherer von der jeweils schlechtesten Betriebssituation aus. Das führt zu vermeidbaren Preisaufschlägen.

Ein gutes Risikomanagement hilft Unternehmen, die Preise für Sachversicherungen zu senken?

Richtig. Im Brandschutz geht es zum Beispiel um bauliche Trennungen, um die Prüfung technischer Anlagen und um organisatorische Maßnahmen. Solche Aktivitäten verringern im Rahmen eines betrieblichen Risikomanagements die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden eintritt. Und sollte es doch dazu kommen, ist die Gefahr einer Betriebsunterbrechung und damit verbundener Produktionsausfälle wesentlich geringer. Bei komplexen weltweiten Produktionsstrukturen empfiehlt sich daher, ein sogenanntes Business Continuity Planning einzurichten. Global aufgestellten Unternehmen gelingt es so, trotz eines Schadens an einem Standort, zum Beispiel durch Ausweichpläne, handlungsfähig zu bleiben.

Gibt es für Unternehmen weitere Möglichkeiten, an der Preisschraube zu drehen?

Oft fällt das Risikoausmaß an den Standorten unterschiedlich groß aus. Das gilt besonders für die Absicherung von Naturgefahren. Passen Unternehmen die Höchstentschädigungssummen den jeweiligen Risikosituationen vor Ort an, kann dies die Preisbelastung verringern. Gleiches gilt mit Blick auf die am Markt bereitgestellten Versicherungskapazitäten. Sie lassen sich durch den gezielten Einkauf von Versicherungslösungen preisschonend nutzen. Auch das Thema Eigentragung bietet Möglichkeiten, die Preisschraube zu lockern.

Woran denken Sie konkret?

Wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit von Schäden durch gelungene Prävention deutlich reduziert wurde, gibt es für größere Unternehmen die Option, sich auf den Bilanzschutz zu fokussieren. Durch höhere Selbstbeteiligungen werden dann nur Schäden abgesichert, die nachhaltig die Bilanz beeinflussen würden. Im Gegenzug muss das Unternehmen mehr Risiken tragen können, denn die Zahl ersatzpflichtiger Schäden geht zurück. Die Preisbelastung lässt sich aber auch durch diese aktive Gestaltung spürbar verringern.

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